WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

5. Dezember 2008

Aus den Pötten, in den Quark

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 12:50

Auf der Titelseite mal wieder so ein typischer „WAZ-Nachklapp“. Da heißt es im Kommentar: „Wer liest, bringt Ruhe in sein Leben, selbst wenn die Lektion beunruhigend ist. Und Tiefgang.“ Was soll das sein? Schreibstil? Eher bringt es Unruhe in eine Sprache, selbst wenn der Artikel überflüssig ist. Und Blödsinn.
Und wie soll man so noch den folgenden Satz rechtfertigen, der ein paar Zeilen später zu finden ist: „Lesen kann eine wunderbare Alternative sein zu inhaltsleerer Ratlosigkeit“? Denn wenn ich so was lese, dann ergreift mich leider eine totale … äh … inhaltsvolle Ratlosigkeit!

Aber kommen wir doch mal endlich aus dem Quark! Bei der WAZ heißt das allerdings anders. Auf der Wirtschaftsseite schreibt man: „Wenn es um die Frage geht, wie das Ruhrgebiet aus den Pötten kommen kann…“ Dummerweise sagt die Redewendung, dass man in die Pötte kommen soll, wenn man sich mal aufraffen soll, etwas zu tun. Aber aus den Pötten, in den Quark – warum soll sich ein WAZ-Autor mit solchen Kleinigkeiten aufhalten?

25. Oktober 2008

Führende Chefvolkswirte leichthändig verspottet

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:56

Es geht schon wieder auf der Titelseite los mit der Zweiten Stadt im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms, die sich „in 1000 Meter Tiefe“ befindet.
Soll ich es aufgeben? Ist es schon richtig, nur weil es dauernd falsch gesprochen und geschrieben wird? (Das ist eben der Nachteil an normativer Sprachbetrachtung: Machen es nur genug Leute falsch, ist es plötzlich richtig, und dann stehste da mit deinen schönen Regeln!) Dennoch bleibt diese „Zweite Stadt“ für mich bis auf Weiteres: in 1000 Metern Tiefe!
Dann noch eine schöne Trennung: „Halte- (nächste Zeile) rner Stausee“.

Und im Artikel am Fuß der Seite: „Eine Minister-“ (na, was kommt jetzt wohl?) „iumssprecherin versicherte …“

Die „führenden Chefvolkswirte“ finden wir auf der Wirtschaftsseite, vermutlich, weil man einfachen Volkswirten die dreimalige Gewinnwarnung in dem Artikel nicht abgenommen hätte: „die Angst vor einer Rezession, Gewinnwarnungen großer Konzerne und Panikverkäufen„, (da kann man sich höchstens damit rausreden, dass die Angst auch vor Panikverkäufen gemeint sei, das haut aber nicht wirklich hin) „eine Welle von Gewinnwarnungen großer Konzerne“ und schließlich „die Gewinnwarnung von Sony“.

Dafür wird auf der Politik-Seite „Angela Merkel … inzwischen leichthändig verspottet“. Wie macht man das? Wie verspottet man leichthändig? Nun habe ich vom Verspotten ja durchaus einiges weg, und die WAZ macht es mir ja auch einfach, aber ich habe es bisher noch nicht einmal leichtfüßig versucht.

Ja, und dann haben wir noch einen recht eigenwilligen Satzbau auf der Sportseite: „Denn Pfleger versteht es, die Geheimnisse des Spiels so einfach und doch so anschaulich offenzulegen, dass auch Hobbyspieler die Gedankengänge der Stars verstehen zu glauben.“ Es wäre ein so schöner Satz geworden, wenn man bis zum Schluss konzentriert geblieben wäre. Dann hätte es aber geheißen: „… dass auch Hobbyspieler die Gedankengänge der Stars zu verstehen glauben.“ Und vielleicht wäre es selbst mir gelungen, die Gedankengänge der WAZ-Redakteure verstehen zu glauben.

29. Dezember 2008

Alles fliegt in den Schoß

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:06

Auf der „Menschen“-Seite menschelt es heute wieder recht heftig: „Eigentlich heißt er ja Hans, dieser märchenhafte Glückspilz, dem alles in den Schoß fliegt.“ Stimmt nicht ganz: Wenn einem etwas in den Schoß fällt, dann bekommt man es, ohne viel Mühe aufzuwenden. Es gibt auch Leute, die sich beim Lernen nicht anstrengen müssen, weil ihnen das alles zur so zufliegt. Dass dem Hans alles in den Schoß fliegt, ist daher eher ein doppelter Wazberger.
„Dieser Glückspilz, von dem hier die Rede ist, heißt Josef und musste für sein Glück hart arbeiten. Manchmal allerdings auch nicht.“ Das ist logisch.
„Jupp geht in die Schule, Jupp lernt Schreiner und dann verliebt sich der Jupp. Ja, auch in Mädchen, denn sein Lächeln, seine blonden Haare, die sind so ganz im Stil der Zeit.“ Also nach dem Schreinerlernen verliebt sich der Jupp. Sogar in Mädchen. Interessant.
Und dann passiert etwas ganz Komisches: „Jupp kommt in den Genuss der oft zitierten Gnade der späten Geburt und wird nicht als Flieger für den untergehenden Nazi-Wahn verheizt.“
Weil das aber nicht reicht, „… muss Traum Nummer zwei herhalten: Die Lokomotive. Der kleine Jupp wird Lokomotivführer. Fehlanzeige. Kein Glück gehabt, denn der Jupp fährt als Heizer auf einer Dampflok Schutt und Asche des zerbombten Ruhrgebietes durch die Gegend.“
Das ist aber noch längst nicht alles: „Jupp wollte Spaß, wollte Sport und hatte Glück. In zweierlei Hinsicht: Als Boxer wurde er schnell so etwas wie ein Lokalmatador und hat in der ausverkauften Westfalenhalle gegen einen Italiener geboxt und gewonnen. Einmal im Ring und einmal in der Liebe, denn seine Gertrud verliebte sich in diesen smarten Kerl mit dem Hardy-Krüger-Lächeln.“ Da hat der Italiener sicher dumm aus der Wäsche geguckt!
Und das hat sicher dazu geführt, dass er „den Schreinerkittel gegen die Krawatte getauscht“ hat. Muss aber komisch ausgesehen haben, denn so eine Krawatte taugt nur begrenzt zur Körperbedeckung.
All das macht dem Jupp aber nix aus: „Hat seine Wurzeln nie vergessen. In denen kann er sich jetzt festkrallen und neu anfangen. Die Freunde helfen ihm. Jupp hat Glück. Im Unglück.“ Jawoll! In den nie vergessenen Wurzeln festkrallen!
Und nun „wird (er) Medienberater und sein strampeln im Milcheimer hilft. Aus Milch wird Quark, aus Quark wird Butter.“ Wir erfahren nicht, wo nun plötzlich der Milcheimer hergekommen ist, in dem der Jupp mit dem Strampeln beginnt, auf jeden Fall kommt er nun in den Quark (und nicht aus den Pötten) und somit ist dann ja auch alles in Butter!

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