WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

30. Mai 2009

Verkehre im Instrumentenkasten

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:35

Nein, „Verkehre lassen sich nicht beliebig verlagern.“ Das steht heute im Titelseiten-Kommentar und ist schon allein deshalb wahr, weil es keinen Plural von „Verkehr“ gibt, wär‘ ja auch noch schöner! Jedenfalls nicht im normalen Deutsch, höchstens in Fachsprachen. Aber das macht es nicht besser: Es klingt einfach dämlich.

„Eine Bürgschaft für einen Kredit ist ein Staatseingriff. Der sanfteste, den der Instrumentenkasten bereitstellt“, erfahren wir beim Lesen des Seite-2-Kommentars. Nun ist ein Instrumentenkasten ein Behältnis, das ein Musikinstrument umschließt und schützt, sei es eine Geige, ein Saxophon oder ein Cello. Mit einem besseren Werkzeugkasten, der nun eben Instrumente (im Sinne von Werkzeugen) bereithält, hat das Ganze leider überhaupt nichts zu tun.

Im Artikel daneben steht folgende interessante Erkenntnis: „Eine Insolvenz befördert den Niedergang.“ Ja, wohin denn nur, möchte man fragen. Oder ist hier am Ende doch gar keine Beförderung gemeint? Wahrscheinlich hätte es eine einfache Förderung auch getan, aber das klingt wohl in den Ohren eines WAZ-Autors nicht wichtig genug, und so wird dann eben mal schnell befördert.

Auf der Rhein-Ruhr-Seite kann man lesen, „dass der Bund zügig mit 1,5 Milliarden Euro für Opel in Vorlage geht“. Das ist wieder einer der Sätze, bei denen man erst beim zweiten Lesen merkt, was da schräg ist: Der Bund geht eben nicht in Vorlage, sondern in Vorleistung.

Ansonsten haben wir’s heute einmal mehr mit den Trennungen: Im Essener Lokalteil gibt es einen Mediziner, der „studierte in Mainz und arbeit-
(neue Zeile) ete als Professor in Berlin und Karlsruhe (Komma fehlt) bevor er 1988 dem Ruf ans Essener Klinikum folgte.“ Und im nächsten Absatz „baute er … ein großes Dialysezentrum auf und richt-
(neue Zeile) ete 2006 ein Transplantationszentrum … ein.“
Im Feuilleton gibt es den „Termin-
(neue Zeile) ator und im Artikel darunter „eine militär-
(neue Zeile) ische Formation.
Im selben Artikel „hätte das Parallelen mit dem Anfang der 90er“, obwohl die sich besser zum Anfang der 90er ziehen ließen. Aber vermutlich gab der Instrumentenkasten hier nichts Besseres her.

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