WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

23. Mai 2009

Das deutsche Eishockey trauert, während der Fön föhnt

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:31

Geht das? Nun, ja, es gibt auch den „deutschen Fußball.“ Und der erlebt z.B. Sternstunden. Aber kann man deshalb schreiben, was heute in einer kleinen Meldung auf der Titelseite steht: „Das deutsche Eishockey trauert um den ehemaligen Nationaltorwart“? Eher nicht!

In der Spalte daneben spricht unser Bundespräsident über die „Eltern des Grundgesetzes“. Nun ist unser Staatsoberhaupt ja für eine gewisse Schlichtheit der Rede bekannt, aber aus den „Vätern des Grundgesetzes“ (wie man den Parlamentarischen Rat gerne nennt), zu denen sich später zwecks Gleichberechtigung auch die „Mütter“ gesellten, nun „Eltern“ zu machen, ist ein kleines bisschen verwegen.

Noch drei Spalten weiter rechts „wird die Zafira-Produktion (WAZ v. 14. 5.) ) im Ruhrgebiet Bochum konzentriert …“ Und was macht da das Ruhrgebiet Essen? Oder das Ruhrgebiet Dortmund? Und das Ruhrgebiet Rest? Sich über die doppelte Klammer wundern, oder was :-))

Nach dem Umblättern kann man im oberen Kommentar noch ein bisschen mehr über unseren Bundespräsidenten erfahren: “ … den erlernten Neoliberalismus hat er längst zu Gunsten einer mittelinken Grundmelodie abgelegt.“ Interessant, nur leider passt hier gar nichts zusammen. Wie kann man Neoliberalismus erlernen? Wie ihn zugunsten einer Melodie ablegen? Was ist eine Grundmelodie? Und eine mittelinke gar?

Im Kommentar darunter haben wir es endlich einmal nicht mit dem Jenseits zu tun: „Diesseits des Spekulativen ist eines klarer denn je …“ Das ist natürlich genauso bescheuert, weil es weder diesseits noch jenseits des Spekulativen irgendetwas gibt, das klarer denn je sein könnte. Aber außerhalb dessen gibt es eine ganze Menge.

„Erst müsse der Mutterkonzern GM entscheiden, wem es den Zuschlag gebe, erläuterte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums“ auf der Wirtschaftsseite, und drei Absätze weiter „wollen Gläubiger von GM den vorgeschlagenen Umtausch ihrer Schulden in Unternehmensteile ablehnen“, was ich gut verstehen kann, weil ich an ihrer Stelle auch lieber Anteile hätten als irgendwelche obskuren Teile. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass sie ihre Schulden in Anteile umtauschen können; es dürfte sich eher um ihre Forderungen handeln, da es den Hauptunterschied zwischen Gläubigern und Schuldnern ausmacht, dass die einen Forderungen eintreiben, hingegen die anderen Schulden begleichen.

Auf der „Gesellschafts“-Seite „verha-
(neue Zeile) spelt“ sich Heidi Klum und die Polizeibehörden haben einen Verdächtigen „lokal-
(neue Zeile) isiert“.

Trennungen sind eben nicht leicht. Vielleicht hält man daher auch so an der alten Rechtschreibung fest. Auf der „Wissen“-Seite prangt eine fette Headline: „Fönen, schrauben, puzzeln“, im Artikel darunter wird gefragt: „Was macht der Fön auf dem SPD-Plakat?“ Zumal es seit der Rechtschreibreform der Föhn ist, der dort föhnt.

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