WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

23. Dezember 2008

Lungentranplantation mit drei Kinder

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:15

Der Chefredakteur hat wieder zugeschlagen. Im Kommentar auf Seite 2 philosophiert er über die deutschen Kanzler Adenauer und Schmidt und sondert dabei Sätze ab wie die folgenden: „Cool, weil er wie jugendbewegt rücksichtslos sagt und tut, was er will (öffentlich rauchen). Ein Uralter, der den Jahren trotzt – und seinen Stock bei Auftritten in die Ecke wirft.“ Versuchen wir das mal zu interpretieren: Schmidt ist cool, weil er rücksichtslos sagt und tut … Das kann ich noch verstehen. Aber was ist „jugendbewegt“ rücksichtslos? Es gibt eine Jugend. Und es gab (und es gibt sie vielleicht noch) eine Jugendbewegung. Darunter verstand (oder versteht) man Jugendliche, die für ihre Rechte eintreten. Aber sind sie deshalb rücksichtslos? Und was ist „wie jugendbewegt“ rücksichtslos? Das muss doch eine besondere Art von Rücksichtslosigkeit sein. Nur welche, werden wir nie erfahren.
Nicht viel besser ergeht es uns mit dem in der Ecke geworfenen Stock. Ist das eine Redensart? Ich kenne sie nicht. Man kann seinen Hut in den Ring werfen. Oder die Flinte ins Korn. Ja, sogar Perlen vor die Säue. Aber den Stock in die Ecke? Was soll das bedeuten?
Warum schreibt man sowas? Nur, um uns in Verzweiflung zu stürzen?
Wo wir gerade beim Stürzen sind: „Adenauer musste sich über seine CDU nicht beschweren, Schmidt sich von seiner SPD hingegen stürzen lassen (es half die FDP).“
Das ist mir ganz anders in Erinnerung: Demnach hat damals die FDP die Koalition mit der SPD gebrochen und dann mit der CDU ein konstruktives Misstrauensvotum erwirkt, woraufhin der SPD-Kanzler gestürzt und der neue CDU-Kanzler Kohl gewählt wurde. Dass dabei die SPD in irgendeiner Form mitgeholfen hätte, wäre mir völlig neu. Und das verunsichert mich. Denn ich bin doch, nun ja, irgendwie, quasi und gewissermaßen – Zeitzeuge. Und wenn ich mich jetzt so falsch erinnere und die SPD damals Kohl zum Kanzler wählte (es half die FDP), wir also 13 Jahre lang von einer SPD/CDU/FDP-Koalition unter Kanzler Kohl regiert wurden, dann war ich entweder 13 lange Jahre in einer Parallelwelt mit einer schwarz-gelben Koalition oder … (Schauder!) Was ist mit mir? Bitte helfen Sie mir! Kommentieren Sie diesen Artikel und sagen Sie mir, dass ich nicht schon komplett meschugge bin! Bitte!!

Denn man kann ja auch meschugge werden, wenn man täglich die WAZ liest. Und dabei Sätze findet, wie den folgenden auf der Rhein-Ruhr-Seite: „‚Die Welle hat mein Haus gefressen‘, sagt Parvin, die Kühe, die Ziegen und allen Reis, den sie gelagert hatte für ihre vier Kinder.“ Parvin, die Kühe? Oder hat sie was damit gemacht? Gelagert und all den Reis für ihre vier Kinder. Aber letztendlich war es doch die Welle. Da soll man nicht meschugge werden?
Oder beim nächsten Satz: „Der Klimawandel lässt den Meeresspiegel steigen und den der Flüsse, die sich wie Rinnsale nach einem großen Regen durch die Landschaft schlängeln.“ Rinnsale sind kleinste fließende Gewässer, noch kleiner als Bäche! (In einem Rinnsal rinnt Wasser oder eine Flüssigkeit in einen schmalen Streifen, Wikipedia) Aber es war doch vom steigenden Wasserspiegel die Rede, gar von dramatisch steigendem! Und nun ein Rinnsal! Wer soll das verstehen?
Oder das hier: „Die Bauern graben jetzt Löcher in ihre Reisfelder, um auf dem Aushub ihre Hütten zu bauen; sie werden immer höher.“ Die Bauern?
Oder so etwas: „Als der Zyklon das Meer das letzte Mal schickte, hat es ein Loch in den schwachen Deich gerissen, es hat all die ärmlichen Hütten vor ihm verschluckt, sogar das Haus des Imams und Fatema, die Enkeltochter der Lotufa, die auf der Flucht in einem Dornenbusch hängen blieb mit ihrem schönen schwarzen Haar.“ Welche Hütten hat das Meer verschluckt? Drei an der Zahl: Die ärmlichen, die des Imams und Fatema. Aber was war jetzt mit Lotufa? War die auch eine Hütte? Oder wer blieb da jetzt mit dem Haar hängen, Fatema oder Lotufa? Wenn Fatema eine Hütte war, konnte sie nicht mit dem Haar hängen bleiben. Aber Lotufa, die ist doch die Oma, und die hatte das schöne schwarze Haar? Ich werd wirklich langsam meschugge!

Vielleicht sollte ich ein Schlückchen Lebertran zu mir nehmen. Doch es gibt ja was Besseres, wie ich auf der „Welt“-Seite lesen darf: „Lungentran“! Hoppla, da hab ich was falsch gelesen: „Michael Jackson ist schwer erkrankt und dringend auf eine Lungentranplantation angewiesen.“

Zum Nachtisch Quark mit Früchte. Nein, das stand nicht in der WAZ, das musste ich früher häufig in der Mensa lesen. Aber die Mädels, die das auf eine Papptafel schrieben, waren ja auch keine Sprachprofis, sondern Hilfskräfte. Und sie wussten es nicht besser (trotzdem taten mir die Ohren weh; ich lese immer laut). Die WAZ würde dergleichen nie veröffentlichen. Sie schreibt (auf der „Menschen“-Seite) über die schwedische Königin: „Nachdem sie die Nation mit drei Kinder beglückte …“

Da könnte ich doch glatt meinen Stock in die Ecke werfen oder wie ein Rinnsal Hütten verschlucken!

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