WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

20. November 2008

Schlagschatten flackert auf dem Beichtstuhl auf

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:18

Mit Schlagschatten haben wir es bei der WAZ in letzter Zeit häufig zu tun, heute gibt es da eine ganz besonders interessante Variante im Kommentar auf der Titelseite: „Gleichwohl dürfte angesichts der engen Verflechtungen mit GM der Vorstoß von Solarworld nicht mehr sein als ein Schlagschatten in Zeiten der Wirtschaftskrise.“
Wie sollen wir diesen Schatten denn jetzt verstehen? Ein Schlagschatten entsteht, wenn ein Objekt plötzlich grell beleuchtet wird und vor einem hellen Hintergrund steht. Er ist daher besonders scharf und intensiv.
Welchen Schatten wirft jetzt der Vorstoß von Solarworld worauf? Irgendwie keinen auf nichts …Vielleicht war ja auch eher ein Schlaglicht gemeint? Da das aber auch nicht passt, vielleicht sonst irgendein Licht? Ein Blitzlicht? Immerhin könnte das wenigstens einen Schlagschatten erzeugen … Wie man es auch dreht und wendet: Es gibt einfach keinen Sinn, was da geschrieben steht. Auch nicht in Zeiten der Wirtschaftskrise.

Auf Seite 2 ein interessanter Kommentar: „Der Wahlkampf flackert bereits“. Geht er aus? Und wenn, wohin? Egal, zumindest flackern Kerzen, wenn sie kurz vorm Verlöschen sind. Also verlischt der Wahlkampf? Mitnichten: „In der Finanzkrise, die Zug um Zug auf die Realwirtschaft übergreift, bilden Angela Merkel und Peer Steinbrück eine Große Koalition, die den Namen verdient. Um sie herum aber flackert Wahlkampf auf“. Das hätte man wissen müssen! Denn dann hätte man zwar nicht gewusst, wie eine Finanzkrise Zug um Zug übergreift, aber man hätte wenigstens … äh … immer noch keine Ahnung gehabt, wie ein Wahlkampf „um sie herum“ aufflackern kann. Und das ist doch schonmal was, oder?
Ein paar Zeilen weiter wird ein „gewisser Unterhaltungswert erzeugt„, was wir mal unkommentiert stehen lassen wollen, aber direkt danach „fühlt sich Außenminister Frank-Walter Steinmeier“ – Achtung! – „unterbeachtet“. Was ist das denn? Das Wort gab es bisher nicht, ist also ein Neologismus, oder besser: ein Wazologismus, denn es ist ein Wort, das die Welt nicht braucht. Denn man hätte einfach so etwas in der Art schreiben können: „Er fühlt sich nicht genug beachtet.“
Im nächsten Absatz wollen dann CDU-Ministerpräsidenten „einen Schutzschirm spannen.“ Das kann ja spannend werden, auch wenn nichts aufgespannt wird, zumal die CDU „mit Merkel über eine gute Projektionsfläche verfügt“ und wir völlig darüber im Unklaren gelassen werden, wer da was projiziert und warum.
Dafür erfahren wir dann auch über den Koalitionspartner so gut wie nichts: „Mangelnde Abstimmung des Führungspersonals ist eine der Ursachen, die die Sozialdemokraten von Krise zu Krise begleitet haben.“ Demnach scheint es mehrere Ursachen zu geben. Fragt sich nur wofür (vielleicht war ja die Krise gemeint; der Satzkonstruktion lässt sich das jedenfalls nicht entnehmen).

Auf der Seite „Rhein-Ruhr“ überrascht uns die WAZ heute mit einem neuen Beruf: „Wenn eine Auto-Messe … die Reifenbäcker nicht mehr anzieht…“ Was, bitte, ist ein Reifenbäcker?

Auf der Kulturseite wird inzwischen versucht, „den Scherbenhaufen so rasch wie möglich zusammenzukehren“. Was ein bisschen schwierig sein dürfte, da einen Haufen auszeichnet, dass er bereits zusammengekehrt ist. Insofern gibt es eben auch entweder den Scherbenhaufen, den irgend jemand hinterlässt, oder die Scherben, die jemand anders zusammenkehren muss.

Eine echte Innovation haben wir dann bei den Hochschulen in Essen. Auf dieser Seite gibt es einen Bericht über die Prorektorin für für Diversity-Management. Und was macht sie da? „An der Universität Duisburg-Essen hat sie nun die Unterschiedlichkeiten der Menschen im Blick“, verrät uns die Subline. Offenbar ist Diversity-Management derartig innovativ, dass man sich mit einfacher Verschiedenheit nicht mehr zufrieden geben kann und zum Wazologismus Unterschiedlichkeit greifen muss.

Bleibt für heute dann noch der beliebte Bankchef Ackermann, der ja schon vieles erdulden musste. Heute könnte ihm laut WAZ („Menschen-Seite“) auch noch Folgendes blühen: „Wird man einen Manager erleben, der sich auf den Beichtstuhl begibt?“ Okay, okay, im Mittelalter konnte man sich vielleicht noch auf Beichtstühle setzen, heutzutage sind das aber derartig sperrige Dinger, dass man sich in sie hinein begibt und nicht einmal Ackermann möchte man darauf sitzen haben. Am Ende wirft er noch einen flackernden Schlagschatten auf die Unterschiedlichkeiten der Reifenbäcker!

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